Krabbenspinnen

Die Veränderliche Krabbenspinne, Misumena vatia, kann ich in meinem Garten im Frühling und im Sommer auf ganz unterschiedlichen Blüten beobachten. Sie baut keine Fangnetze, sondern lauert ihrer Beute auf Blüten auf. Die namensgebenden Krabbenbeine sind gut auf den Bildern zu sehen. Ihre Körperfarbe kann die Spinne zwischen weiß und gelb reversibel verändern - was zur gängigen Deutung einer Anpassung an die Farbe ihres Jagdsitzes führte. Soweit ich es beobachten kann, ist die Färbung der Krabbenspinne auf gelben Blüten gut angepasst - Beute scheint sie aber auch dort zu machen, wo sie sich, wie auf den lila- oder rosagefärbten Blüten der Skabiosenflockenblume, des Silberblatts oder des Dosts, farblich nicht anpassen kann.

Auch in einer experimentellen Studie ließ sich die naheliegende Interpretation, nach der die Farbanpassung der Tarnung vor potenzieller Beute dient, farblich der Blüte angepasste Spinnen für Wildbienen, Honigbienen und Fliegen also weniger sichtbar sind und einen höheren Beuteerfolg haben als bei einer weniger guten farblichen Passung, nicht nachweisen (Ineffectice Crypsis in a Crab Spider: a Prey Community Perspective). Eine weitere Studie (Background colour matching by a crab spider in the field: a community sensory ecology perspective) untersuchte die Wahrnehmung des Farbkontrasts zwischen Spinne und Blüte durch mögliche Beuteinsekten oder potenzielle Räuber. Bislang wurde der Krabbenspinne eine farbliche Tarnung zugeschrieben, die hauptsächlich auf menschlichem Farbsehen beruht, nicht jedoch auf Basis der visuellen Wahrnehmung der eigentlichen Adressaten, also Beute und Räuber. Die Studie zeigte, dass Krabbenspinnen bei größerer Entfernung für Bienen und Vögel gut getarnt sind, wenn auch ausschließlich durch nichtfarbliche Kontraste (also Helligkeitsabstufungen), dass sie auf kurze Distanz jedoch meist erkannt werden - und zwar unabhängig von der farblichen Anpassung an den Hintergrund. Schlüsse über die Natur einer möglichen farblichen Tarnung sollten jedenfalls nicht auf Basis unserer eigenen Wahrnehmung gezogen werden.

Und: Als Räuber kommen nicht nur Vögel in Frage, sondern z.B. auch Wegwespen der Gattung Arachnospila, die ihre Beutepräferenz im Namen tragen: Diese Wegwespen fangen Krabbenspinnen oder Wolfspinnen, lähmen sie mit ihrem Gift und bringen sie als Larvenfutter in einen vorbereiteten Hohlraum. Sie sind schwarz gefärbt, mit roten ersten Hinterleibssegmenten. Im Gegensatz zu anderen Wegwespen sind sie nicht auf offene Sandflächen angewiesen, sondern kommen auch im Siedlungsbereich vor. Bei mir im Garten sehe ich sie schnell laufend und hüpfend Blätter und Blüten absuchen (Fotos 8 und 9 oben) - den Fang einer Spinne konnte ich bislang leider noch nicht beobachten.

Dass die Krabbenspinne ihre Farbe wechselt, ist unbestritten, und ebenso, dass ein solcher mit Energieverbrauch verbundener physiologischer Prozess nützlich für die Spinne sein sollte. Eine jüngere Studie über die ebenfalls farbvariable Gehöckerte Krabbenspinne, Thomisus onustus, legt nahe, dass die Farbanpassung die Spinne davor schützt, selbst gefressen zu werden.

Die Beute der Krabbenspinnen ist auch für andere Räuber interessant, die sich damit eigene Jagdanstrengungen sparen können: Die Wespe unten im Bild hatte jedoch Pech, da sie so heftig an der erbeuteten Biene riss, dass diese in mehreren Teilen auf dem Boden landete, und die Wespe ohne Beute(teile) wieder abflog.